Schon im März 2008 gab es eine erste Vorlage des Freizeit -, Sport und Bäderausschuss (VII/3335) in dem eine Bestandsaufnahme vorhandener Außensportanlagen und deren Sanierungsbedarf gelistet wurden. Auf der Ratssitzung vom 17.12.08 (VII/3862) sollte dann eine Prioritätenliste festgelegt werden und die Verwaltung sollte beauftragt werden im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel zeitnah Einzelvorlagen zur Sanierung vorzulegen.
Bis zu diesem Zeitpunkt ging es um die Sanierung von Sportplätzen im Sinne von Fußballfeldern. Einzige Ausnahme war die 400m Laufbahn des Grenzlandstadion, das Fußballfeld des Grenzlandstadions wurde nicht als Sanierungsbedürftig gelistet.
Nun stellte die CDU und FDP auf der Sitzung folgenden Antrag:
"Der Rat stellt die Sanierungsbedürftigkeit der Laufbahn des Grenzlandstadions fest und beauftragt die Verwaltung, das gesamte Grenzlandstadion und sein Umfeld unter dem Gesichtspunkt zu überprüfen, ob eine Neuordnung an diesem Standort wirtschaftlich sinnvoller ist als eine Sanierung einzelner Bestandteile."
In Verbindung mit den Wortbeiträgen wurde der Presse (im besonderen RP und BZ-MG) und den Oppositions Parteien im Rat klar was hier angedacht ist, nämlich eine Analogie zu den Sportplätzen Asternweg und Puffkohlen (Giesenkirchen 2015) und der Anlage Bergerfeld:
Statt Sanierung soll kleiner Neugebaut werden, die dadurch freiwerdende Fläche wird als Bauland verkauft und dient der Finanzierung.
Die folgen einer solchen Politik für Mensch und Umwelt sind aus der Diskussion um Giesenkirchen 2015 bekannt und sollen nur Stichwortartig genannt werden: Flächenversiegelung, steigender Verkehr, Reduzierung Grün- und Freizeitflächen, sinkende Lebensqualität, Überlastung der Kanalisation.
Der Verkauf von städtischem Eigentum schwächt die Stadt langfristig, doch katastrophaler ist das Rechnen mit ungesicherten Einnahmen. Wie ist der Bedarf für solch Bauland? Wie sicher sind die kalkulierten Einnahmen. Im Jahr 2008 sanken die Kaufverträge um 4,8%, der Geldumsatz gar um 27% (Quelle RP 3.3.09).
Faktisch fehlt es Mönchengladbach nicht an Bauland für Eigentumswohnungen/Häuser, sondern an erschwinglichem Wohnraum. Und dafür gibt es genug Leerstand der Sinnvoller Umgebaut werden kann.
Doch vor allem erfüllt das Grenzlandstadion in derzeitiger Form drei wichtige Funktionen für Mönchengladbach.
Es ist die einzige ausgewiesene Leichtathletik Anlage mit:
- Laufbahnen (Rundbahn, Kurzstreckenbahn, Hindernislaufbahnen mit Wassergraben)
- Sprunganlagen (Stabhochsprunganlage, Weitsprunganlage, Dreisprunganlage)
- Kugelstoßanlage (Stoßkreis und Stoßsektor).Mit etwa 2.500 überdachten Sitzplätzen und 7.500 unüberdachten Stehplätzen kann es die Lücke zwischen Großveranstaltungen im Nordpark und Kleinveranstaltungen schließen. Das nutzt z.B. die Borussia für ihre Regional-Liga Mannschaft und Testspiele.
Und mit den zwei Fußball-Rasenplätzen, einem Aschenplatz, zwei Hockey-Feldern, mehreren Tennisplätze und einem Beach-Volleyball-, bzw. Beach-Soccer-Feld bietet die gesamte Anlage viele Möglichkeiten. Direkt nebenan gibt es eine Half-Pipe für Inline-Skating und Skateboard so wie ein Basketball Feld.Neben der Nutzung für Schulsport ist die Nachmittags offene und unentgeltlich Nutzbare Anlage wichtig für viele Hobby-SportlerInnen.
Und über eine Anlage mit diesen Möglichkeiten, bei der nur die 400m Laufbahn Sanierungsbedürftig ist, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Anno Jansen-Winkeln, dass das Gesamtkonzept nicht mehr zeitgemäß ist. Wegen einer desolaten Laufbahn will CDU und FDP gleich einen ganzes Sportzentrum zu Gunsten von Bauland zerstören?
Natürlich sind 750.000,- für die Kunststofflaufbahn viel Geld, aber nahezu vergleichbare Möglichkeiten neu zu schaffen wird deutlich teurer. Wer will schon Bauland in einer Stadt, deren Freizeitwert kaputt gespart wird? Wie teuer kommt es das Gesundheitssystem, wenn es den GladbacherInnen an Sport fehlt?
Wir brauchen kein zweites Giesenkirchen 2015, deswegen sollte sich die Ortsgruppe Rheydt für den Erhalt des Grenzlandstadions in jetziger Form aussprechen und die baldige Sanierung der Laufbahn fordern.
Die Bevölkerung sollte sich nicht auf die Zusagen verlassen, dass sie und die Vereine diesmal rechtzeitig in die Planungen einbezogen werden. Jetzt vor der Kommunalwahl ist der richtige Zeitpunkt sich klar zum Grenzlandstadion zu bekennen und von den Politikern versprechen zum Erhalt zu verlangen.
Randnotizen zu allen Sanierungsmaßnahmen
Es wurde in Mönchengladbach die Leitlinie ausgegeben, dass bei der Sanierung alle Plätze mit einer gewissen Nutzungsintensität als Kunstrasenplatz geplant werden sollen. Dabei wird sich auf eine DFB Empfehlung von 2006 berufen. Das für und wider füllt ganze Abhandlungen, Gutachten und sogar Doktorarbeiten. Sicher tendiert ein groß Teil der Fachwelt inzwischen zu Kunstrasen, er ist zwar in der Anschaffung teurer, soll aber wegen weniger Pflegeaufwand langfristig billiger sein. Zusätzlich soll die neuste Generation von Kunstrasen auch weniger Verletzungsrisiko bergen.
Trotzdem gibt es auch andere Stimmen, Exemplarisch:
Eine Untersuchung der Fachhochschule Osnabrück (2007) zeigte, dass z.B. Kunststoffrasenplätze auch unter Einbeziehung der Pflegekosten wesentlich teuer sind als Naturrasen- oder Tennenplätze.
Dipl.-Ing. FH Jochen Watermann warnte 2007 vor der Unterschätzung des Pflegebedarfs, bei sehr hoher Nutzungsintensität bieten sie Vorteile, werden Naturrasen aber nie ganz ersetzen.
Das Büro S. Lukowski, obwohl selbst im Planungsbereich von Kunstrasenplätzen, verweist auf die geltenden DIN-Norm zur Pflege und die Gefahr von Algenbildung durch Regenwasser. Auch ist die Standortwahl für einen Kunstrasenplatz wichtig.
Das Verletzungsrisiko wird von vielen Aktiven subjektiv als höher empfunden.
Bei der richtigen Wahl der Materialien kann Kunstrasen durchaus Umweltverträglich verlegt werden, das betrifft vor allem die Schadstoff Abgabe an die Umwelt und den Regenwasser Abfluss. Die Produktion ist definitiv eine Umweltbelastung, die Umweltfreundliche Entsorgung ist ein weiteres Problem das mit Kosten verbunden ist.
Im Hockey ist Kunstrasen aus Sportart spezifischen Gründen schon lange erste Wahl und in gewissen Leistungsstufen verpflichtend. Im Fußball hat FIFA und DFB erst seit etwa 2006 Empfehlungen für Kunstrasen ausgesprochen. Doch wie an den Bundesliga Stadien erkennbar ist die Umsetzung selten. Langfristige Erfahrungen fehlen. Bei vielen Sportarten gibt keine Erfahrungen mit Kunstrasen. Spätestens bei Sperrwurf sollte jeder/m klar sein, dass Kunstrasen nicht immer die beste Wahl für Sportplätze mit wechselnden Sportarten ist.
Die Stadt ist gut beraten, wenn sie den Vorteilen von Kunstrasen nicht uneingeschränkt Glauben schenkt.